Wonder Woman ist unterhaltsames Hollywood-Kino, das nach Lehrbuch-Manier eine „Origin-Story“ erzählt, die alle Eckpfeiler des dramaturgischen Aufbaus der 3-Akt-Struktur und eines „Fish-Out-of-Water-Characters“ sklavisch abarbeitet und dadurch konventioneller kaum sein könnte.
Vielleicht ist es aber gerade das, was DC brauchte; einen sehr klassisch inszenierten Film, ohne große Experimente, ohne „künstlerisch-visionäre“ Ideen, die schnell zu einem Fehlgriff werden könnten. Wonder Woman ist visuell sehr konservativ, aber ansprechend inszeniert, die Geschichte weiß zu unterhalten und die Action macht Spaß. Wonder Woman ist ein guter Superheldenfilm, der aber die Chance vertut zu einem hervorragenden Film zu werden. Die Nolan-Dark-Knight-Trilogie ist so großartig, weil sie über ihre Superheldeninszenierung hinaus gesellschaftliche und ethische Fragen behandelt, thematisiert, zur Diskussion stellt und dabei tief in die menschliche Psychologie eintaucht. Wonder Woman hätte mit seiner Verortung im 1. Weltkrieg das Potenzial gehabt die Grenzen zwischen gut und böse zu verwichen, die nationalistischen und gesellschaftlichen Ursachen dieses Krieges zu behandeln, gar zu verdeutlichen, dass es in diesem Krieg kein einfaches Gut-Böse gab und wie es zu dieser Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts kommen konnte. Diese Chance verpasst Wonder Woman leider total und bewegt sich dabei auf historisch sehr gefährlichem Terrain. Natürlich erwartet man von einem Superheldenfilm nicht, dass er eine getreue historische Adaption jener Zeit darstellt, aber wenn ein Filmstudio den Schritt geht seinen Film in einem realen Krieg spielen zu lassen, dann besteht auch eine gewisse Verantwortung für den Umgang mit diesem historischem Ereignis, was bedeutet man muss mit jenem Krieg mehr machen als ihn als einführendes Settimg im Hintergrund der Hauptfigur zu nutzen.
Mit geschichtsklitternden Tendenzen wird hier ein stumpfes Gut/Böse-Schema aufgebaut, das in aller Inkonsequenz auch noch Kriegsgötter für das verfehlte Handeln von Menschen einführt und damit letztendlich seinen simplen Tropen verfällt und damit die Chance vertut mehr als nur ein unterhaltsamer Film zu sein.